Als ich vor zwei Jahrzehnten nach Deutschland gekommen war, habe ich als Studentin Jahre lang auf Messen und Veranstaltungen gearbeitet, um damit mein tägliches Brot zu verdienen. Eine Messe ist ein Knochenjob. Der Arbeitstag beginnt mit dem Schleppen schwerer Kisten durch nicht enden wollende Hallen, danach muss man entweder stundenlang stehen oder kilometerweit rennen um Verlängerungskabel, Klebeband oder Trinkbecher oder sonst was zu holen, denn irgendeines dieser Dinge fehlt immer und das alles in viel zu engen Schuhen mit viel zu hohen Absätzen. Die Hauptversorgung besteht aus Mineralwasser und Kaffee, der so stark ist, dass man ihn nur runterkriegt, wenn man zwei Esslöffel Zucker hineintut. Und immer heißt es lächeln, lächeln, lächeln. An jedem Abend möchte man nur noch nach Hause und drei Tage durchschlafen. 2010 hatte ich mich von der Messewelt verabschiedet und mir geschworen, nicht mehr zurückzukehren - bis ich 2022 meine Firma Mishki Yaku Coffee gegründet habe.
Die letztjährige WOC-Messe in Mailand war bereits eine kleine Überraschung für mich. Wieder unter Besuchern und Ausstellern zu sein, durch die großen Hallen zu schreiten, neue Leute kennenzulernen und Informationen zu sammeln. Alles schien so vertraut.
Letzte Woche habe ich drei Tage auf Europas größter Tourismusmesse, der ITB Berlin, verbracht. Sie fand dieses Jahr zum ersten Mal nach der Corona-Pandemie wieder statt. Ich hatte die große Ehre, Aussteller und Präsentator im Pavillon des Tourismusministeriums von Ecuador zu sein.
Der logistische Aufwand war hoch. Kakaoprodukte, Weine, Orchideen, traditionelle Tänze, Kostüme, Speisen aller Art und natürlich auch der Kaffee von Mishki Yaku wurden von dem unermüdlichen Team mit viel Elan und Professionalität ohne Unterbrechung präsentiert. Als Team ist es uns gelungen, ein multiethnisches, mega-diverses und facettenreiches Ecuador zu präsentieren. Das Engagement des Teams wurde durchaus auch von den Veranstaltern der ITB wahrgenommen und wir wurden mit dem dritten Platz als bestes Reiseziel in Südamerika und der Karibik ausgezeichnet.
Die Arbeit mit den KollegInnen des Ministeriums hat mich sehr stolz gemacht. Die Unterstützung für die Teilnehmer und Aussteller und für diejenigen, die den Pavillon mit Leben erfüllten, war großartig. Tourismusminister Niels Olsen hat dem Team während der gesamten Veranstaltung seine Wertschätzung entgegengebracht.
Überrascht hatte mich die Internationalität der Mitarbeiter. Lediglich zwei der Aussteller – mich eingeschlossen - kamen aus Berlin. Einige der KollegInnen waren aus Nürnberg, andere aus London gereist. Die meisten von uns leben seit Jahren außerhalb Ecuadors und haben oft eigene kleine Unternehmen gegründet. Doch die Liebe zu unserem Heimatland hat uns hier an diesem kleinen Ort wieder zusammengeführt und egal wo wir leben und wie wir unser Leben gestalten – wir alle sind immer auch Botschafter Ecuadors.
Es waren drei sehr intensive und auch anstrengende Tage. Anstrengend sind Messen immer, doch diesmal gesellte sich etwas hinzu. Das wohltuende Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Vor zwanzig Jahren war ich ein kleiner Fisch, der in einem großen Becken mit vielen anderen Fischen schwamm und nun bin ich wieder in das Becken zurückgekehrt – aber diesmal als ein etwas größerer Fisch.
Vielen Dank, Herr Minister, vielen Dank Herr Botschafter, vielen Dank, liebe Kollegen und Kolleginnen.