Man kommt viel herum. Es gibt nur wenige europäische Länder, die ich noch nicht besuchen konnte - eines davon war bis zum 12.07. Ungarn. Der hiesige ecuadorianische Botschafter, hatte MishkiYaku kurzfristig und spontan – wie wir Ecuadorianer eben sind – zu einem Botschafterdinner im Aurea Ana Palace Hotel eingeladen.
Ohne lange zu überlegen, buchte ich meinen Flug, mein Hotel und machte mich gleichsam auf den Weg. Mir blieb leider nur wenig Zeit, die Stadt zu erkunden, da schon am Abend desselben Tages zum Empfang geladen worden war.
In barockenem Ambiente, unter Stuck verzierten Decken und zwischen wallenden Vorhängen wurde den Gästen ein edles Acht-Gänge-Menü kredenzt – aus erlesenen Zutaten, die ausschließlich aus Ecuador stammten, zubereitet von einem namenhaften ecuadorianischen Koch, der in Spanien lebt und extra für diesen Empfang hierher bestellt worden war. Zum Abschluss des Dinners gab es eine Verkostung von Spezialitätenkaffee - meinem Kaffee. An diesem Abend feierten die Geschmackspapillen der Gäste eine Premiere an ganz neuen Geschmackserlebnissen.
Wie überall in Europa scheinen auch die Menschen in Budapest daran gewöhnt, Espresso zu trinken. Einen Kaffee, den man rasch zubereiten und schnell trinken kann. Die meisten, die sich als Kaffee-Liebhaber bezeichnen, haben den Espresso stets als die ideale Art der Kaffeezubereitung betrachtet. Wenn man also einen Spezialitätenkaffee probiert, der sorgsam durch ein feines Papier hindurch filtriert wurde, ist das Geschmackserlebnis für die allermeisten oft ein kleiner Schock. Die MishkiYaku-Kaffees, die an diesem Abend angeboten wurden, waren unser Typica mejorado und unser EcuRobusta. Der Barista-Chef präsentierte zwei Rezepte für die Zubereitung des Kaffees. Der Kaffee wurde dabei auf ein zehntel Gramm genau abgewogen und gemahlen, jeder Milliliter Wasser, den er dann auf die V60 träufelte, wurde genau abgemessen. Er tat alles mit ruhigen aber präzisen Bewegungen. Nichts schien seine Konzentration stören zu können; alles folgte einem zeitlosen Ritual.
Bevor ich mich in das wunderbare Universum des Kaffees wagte, bedeutete der Satz "Ich mache mir einen Kaffee" dasselbe wie für die allermeisten auch: Kaffeepulver in ein Gefäß geben, mit kochendem Wasser übergießen, zwei Stück Zucker, einen viertel Liter Milch dazugeben. Mailand und Budapest haben mich gelehrt, dass "Kaffee kochen" ein Ritual ist, das viel Zeit und Geduld erfordert. Und dass sich hinter „Rezept“, Mahlgrat, Brühtemperatur und –dauer verbirgt. Vorbereitung, Aufbrühen sind genauso Teil des Genusses wie das Ansetzen der Tasse an die Lippen.